Samstag, 3. März 2012

Bocas del Toro/Isla Colón

Nun hab ich es endlich in die Karibik geschafft. Im Panama-Führer habe ich gerade gelesen, dass die Insel früher von amerikanischen Bananenplantagenbesitzer bewohnt worden ist, daher die prachtvollen, buntbemalten Holzhäuser und darum sprechen so viele Einheimische auch Englisch. Und davor gab es hier mal ein Piratennest. Die Häuser sehen aufgrund der Zuckerlfarben alle aus, als würden sie von Kinderfängern bewohnt sein. Manche sind stark verfallen, andere liebevoll renoviert. Aus jeder noch so verlausten Ecke wachsen riesige Büsche mit tropischen Blumen, die bei uns für nicht unter 7 Euro das Stück zu kaufen sind. Kokospalmen wechseln sich mit Bananenpalmen und Palmen, deren Namen ich nicht kenne, (eigentlich kenne ich nur Kokos- und Bananenpalmen) ab. Am Donnerstag war Raphaela leider etwas krank und so habe ich mich alleine in eine Sushi- und Martinibar gesetzt und Leute beobachtet. Das Publikum hier besteht hauptsächlich aus deutschen Seniorentouristen, mit denen ich mich sehr verbunden fühle, viel mehr als mit den Unmengen an strunzdummen Surfern, von denen die meisten aussehen wie Inzestunfälle der schlechteren Sorte. Dazwischen Hippies, die ihre selbstgebastelten Scheußlichkeiten zu überteuerten Preisen an andere Touristen verkaufen wollen. Generell kann man sagen, dass Panama kein Land der Mode ist. Das einzig gute an meinem verlorenen Koffer ist, dass jetzt zumindest ein paar Panamesen stilvoll gekleidet sein werden. Als ich gerade dabei war, mich durch die spottbillige Martinikarte zu kosten, fingen zwei Barmusiker an, karibische Weisen auf ihren Akkustikgitarren zu spielen. Mit einem von ihnen habe ich mich gleich angefreundet, was mir eine nette Unterhaltung und ein durchs Mikrophon angekündigtes, extra für mich gespieltes Lied eingebracht hat: Every Breath you Take, von Sting. Da hat es mich dann doch ein wenig gegruselt. Ungefähr so, wie als der Polizist, bei dem ich die Diebstahlanzeige aufgegeben hat, per Googel Translate versucht hat, mit mir zu flirten. Tagsüber ist es bedrückend schwül und man kann eigentlich nichts anderes machen, außer am Strand zu liegen. Die Strände hier sind absurd kitschig. Würde man mir ein Foto davon zeigen, würde ich glauben, es wäre mit Photoshop gemacht. Goldener Sand, sich malerisch über das türkise Wasser biegende Palmen, blauer Himmel, auf dem Festland tropischer Regenwald. Ich bin gestern mit dem Fahrrad von der Stadt zum Strand gefahren, 16 Kilometer durch den Dschungel. Hört sich toll an, wäre es auch gewesen, wenn mein Rad nicht nur einen Gang und keine kaputte Bremsen gehabt hätte. Das ist bei einer Strecke, die ständig bergauf und bergab geht doch sehr anstrengend. Die Natur war dennoch überwältigend und nun lässt mich die Idee nicht mehr los, mit dem Fahrrad eine Regenwaldradtour zu machen. Vielleicht dann auf Yucatan. Faultiere habe ich leider keine gesehen aber dafür waren wir am Playa de las Estrellas, wo es eine Seesternkolonie gibt. Leider hat sich jedoch der Hängemattenverleih dafür entschieden, den ganzen Strand mit seinen fünf liebsten Bob Marley Hits zu beglücken und da mich nichts auf der Welt so aggressiv macht wie Reggae, musste ich recht bald wieder nach Hause fahren. Ich glaube, so langsam überkommt mich ein wenig der Strandkoller. So wunderschön es hier auch ist, länger als 2 Wochen ohne Großstadt halte ich dann doch nicht aus. Und so geht es heute Abend, wenn wir den Flieger nicht noch mal verpassen, endlich nach Mexiko City.

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