Mittwoch, 29. Februar 2012

Fett und Freude

Das Geheimnis der panamesischen Küche ist die Fritteuse. Völlig egal, ob Pflanze oder Tier - wird die Speiße hier nicht von einer deftigen Schmalzpanier umgarnt, kommt sie erst gar nicht auf den Teller. Dazu gibt es fast immer in Öl gebadeteten Reis oder Pommes. Das Salatblatt oder die Tomatenscheibe ist mehr als Zitat denn als Beilage zu verstehen. Zeitweise fühlt man sich in ein österreichisches Provinzgasthaus versetzt, würde es sich bei den in Fett geschwenkten Köstlichkeiten nicht um Kochbananen und Yukapflanzen handeln. Heute haben wir jedoch ganz ausgezeichnet gegessen und zwar in einem französischen Bistro in Casco Viejo, Panama City. Eigentlich war dieser Aufenthalt ja nicht geplant, durch eine Verkettung unglücklicher Umstände haben wir jedoch unseren Flug nach Bocos del Toro versäumt. Als wäre dies nicht genug, habe ich noch meine Reisetasche mit all meinen liebsten und teuersten Kleidungsstücken (inklusive Schuhe) im Taxi vergessen. Der Herr gibt, der Herr nimmt. Man soll sich ja auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren. Deshalb habe ich mir noch in aller Ruhe die Altstadt aus der Kolonialzeit angesehen. Das Viertel war bis vor kurzem ein Ghetto, da es aber zum Weltkulturerbe erklärt wurde, hat man die Bewohner umgesiedelt (wohin, ist ein Rätsel) und ist nun dabei, alles zu renovieren. Allerdings nur die Fassaden, da die meisten Häuser innen völlig zerstört bzw gar nicht mehr vorhanden sind. Das sieht zum Teil sehr merkwürdig aus und verleitet zu billigen Gedanken über den schönen Schein und nichts dahinter etc etc. Einwohner gibt es also keine mehr, dafür Unmengen an Bauarbeitern und Soldaten, was ja nicht unbedingt die zwei schlechtesten Berufsgruppen auf der Welt sind. Die Feuerwehrmänner hier heissen übrigens Bomberos. Erwähnenswert erscheint mir noch, dass alles hier in Pastell- und Knallfarben angestrichen ist, was meinem ästhetischen Empfinden natürlich sehr entgegen kommt. Und die Häuser auf dem Land sind aufgrund der obligatorischen Veranda vor dem Eingang sehr oft mit antiken Säulen verziert, die Korinthische erfreut sich einer besonderen Beliebtheit. Wenn man weiß, dass Säulen ja ursprünglich, also im alten Ägypten, Palmen dargestellt haben, dann freut man sich diese völlig aus Zeit und Kontext gerissen, in palmenbewachsenen, hysterisch bunten, panamesischen Vorstadthäusern wiederzufinden. Natürlich kann man sich auch grundlos über korinthische Säulen freuen. Dazwischen stehen lauter Ruinen von doch nicht fertig gebauten oder verfallenen Häusern. Irene hat mir erklärt, dass es am extremen Klima liegt, dass hier alles so schnell kaputt geht. In jedem Dorf gibt es übrigens einen Karnevalswagenfriedhof, auf dem die gesammelten Dekorationselemente aus Styropor, Farbe und Glitzer der letzten Jahre herumliegen und vergammeln. Panama scheint sich nicht zwischen Glamour- und Used-Look entscheiden zu können. Wie eine gute Party so gegen 04:00 Uhr. Wie auch immer, letztendlich sind wir nun auf Bocas del Toro gelandet. Zum ersten Mal nun im gelobten Land: der Karibik! Aber darüber morgen mehr. Nur soviel: es ist zum Weinen schön.

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