Dienstag, 21. Februar 2012

Erste Tage in Playa Venao/Panama

Nach einer wirklich anstrengend 20-Stunden-Reise, die ich betrunken begonnen und verkatert beendet habe, kam ich schlussendlich in Casco Viejo, der historischen Altstadt Panama Citys, an. In dem mir von meinen Freunden empfohlenen Hostel fiel ich todesgleich am frühen Abend ins Bett, was mir glücklicherweise gleich einen gesunden alte-Leute-Schlafrythmus (ich wache hier immer mit Sonnenaufgang auf), ohne Jetlag beschert hat. In der Früh hab ich mich sofort, vor den anderen Backpackergästen des Hostels fliehend, auf die Suche nach einem Supermarkt gemacht, dabei habe ich natürlich eine andere Wienerin kennengelernt, die klarerweise eine Freundin von Momo ist (welche auch gerade in Playa Venao auf Urlaub ist), wie ich später noch herausfinden würde. Die Altstadt ist atemberaubend schön, der Blick auf die Wolkenkratzerskyline ebenso, überall wachsen bunte Blumen und Palmen, ich werde aber hoffentlich noch mal mehr Gelegenheit haben, mir Panama City umzusehen aber zuerst wollte ich meine Freunde wiedersehen. Also ab in den Bus nach Las Tablas, 5 Stunden Fahrt südlich entlang der Pazifikküste. Eine panamesische Busfahrt unterscheidet sich übrigens in keinster Weise von einer Kambodschanischen. Die gleichen geschmackvollen Blumenvorhänge, die selbe schreckliche, dröhnend-laute Musik, die selben Temperaturen und selbst die vorbeiziehende Landschaft unterscheidet sich bei schlampigen Blick nicht sonderlich. Am Anfang der Busfahrt hat sich ein dicker Mann ans Ende gestellt und Witze gemacht und der ganze Bus hat gröhlend gelacht, das war sehr sympathisch. In Österreich würde man gleich die Polizei holen. Dann hat er Armbänder verkauft und auch ein paar billige verschenkt. Mein Sitznachbar hat sich zwei genommen und mir eines geschenkt. In Las Tablas hielt der Bus genau vor einer Polizeistation, in der die jungen Polizisten gerade alle im Hof Pause(?) machten. Gerne hätte ich etwas Illegales unternommen, war aber leider durch meinen 27-Kilo-Koffer behindert. Dann kam schon Irene des Weges, freudige Begrüßung nach zweienhalb Jahren und wir sind zu ihrem Jeep. Dort hat mich gleich ein Betrunkener aus dem Auto heraus angebrüllt:"WHY ARE YOU SO BEAUTIFUL??" Ich fühlte mich akzeptiert. Dann sind wir circa eine Stunde in das Haus ihrer Schwester gefahren, Irenes ganze Familie ist mit nach Panama ausgewandert. Die Landschaft wurde mit jedem Kilometer schöner. Los Santos, so heisst die Provinz, besteht aus lauter kleinen Hügeln, wie ein Miniaturösterreich oder Hobbitland. Da gerade Trockenperiode ist, ist das Gras verdörrt und gelb, die Erde hier ist rötlich, wie eine Steppenlandschaft. Dazwischen wachsen jedoch immer wieder grüne, saftige Palmen, Bäume, Blumensträucher. Es kommen uns kaum Autos entgegen, Irene erzählt mir, dass gerade "so viel los" sei, weil Karneval in Las Tablas ist und das ganze Land dorthin fährt. Und dass sie ziemliche Einsiedler geworden seien. Dann Reunion mit Leaf, Momo, Sophie und Kennenlernen mit Kai, ihrem einenhalb Jahre alten Sohn. Im Garten wächst ein Papayabaum mit mindestens 7 riesien Früchten und etwas, das aussieht wie ein Mangobaum. Ich kriege beinahe schlechte Laune, weil es hier so schön ist. Dann esse ich das Nationalgericht, Reis mit Huhn, und wir fahren zu Irene und Leafs Haus in den Nachbarort, Playa Venao. Das Haus steht auf einer kleinen Anhöhe, man hat einen schönen Ausblick auf die Hügellandschaft, im Garten wächst allerlei exotisches Zeug, es gibt freilaufende Hühner und eine Murli. Es ist spartanisch eingerichtet aber dadurch sehr entspannend und gemütlich. Das Haus gehört allerdings Freunden, Irene und Leaf bauen sich gerade ihr eigenes Haus auf ihrem Grundstück. Da fahren wir dann auch gleich hin, nachdem wir Essen und Alkohol in Kühlboxen gepackt haben. Mittlerweile ist es dunkel, mit dem Auto sind es circa 5-10 Minuten auf einer achterbahnartigen Landstrasse. Das Grundstück ist auf einem Hang, der zum Strand hin leicht abfällt, es ist bewachsen mit allerlei Bäumen und Palmen und liegt an einen einsamen Winkel der Bucht, der ganze Surfertrubel ist ein paar Kilometer weit weg, kaum jemand macht sich die Mühe so weit zu laufen. Ein Freund von Leaf ist schon da und hat zwei Lagerfeuer entzunden, die Nacht ist pechschwarz und so viele Sterne habe ich noch nie auf einmal gesehen. Zum Wasser muss man aufgrund der Ebbe ziemlich weit laufen aber dank Sandstrand fühlt sich auch das wie eine Wellnessbehandlung an. Wellness, Wellness, Wellness! Ist auch mein erster Gedanke, als ich zum ersten Mal im Meer bade. Es ist nämlich voll mit fluoreszierenden Plankton, der aufleuchtet, so bald man ihn mit dem Körper berührt. Es ist völlig sinnlos, das beschreiben zu wollen, da man es einfach selbst erlebt haben muss. Auf jeden Fall ist es das schönste Naturerlebnis, dass ich je hatte und ich empfehle niemanden zu sterben, ohne vorher in leuchtenden Plantkon geschwommen zu haben. Den Rest der Nacht werden Unmengen an Fleisch gebraten, Zuckerrohrschnaps und Bier getrunken und unzählige Pfeifen geraucht. Irgendwann falle ich bewusstlos auf eine Matratze und wache pünktlich zum Sonnenaufgang wieder auf, nur noch Sophie und ihr Freund liegen neben mir, der Rest ist verschwunden. Ich fotografiere den Sonnenaufgang obwohl wirklich kein Arsch Sonnenaufgangfotos benötigt und dann gehe ich eine Runde schwimmen. Auf dem Rückweg finde ich versteinerte Korallen, riesige Muscheln, ein Krebsskelett. Langsam stellt sich eine tiefe, seit langem nicht mehr gefühlte Entspannung ein. Den Rest des Tages verbringe ich hauptsächlich am Meer, mit Baden, Lesen, Dösen, Reden, Essen. Das Gehirn schaltet sich langsam aus. Und ich bekomme meine erste Surflektion, es ist noch zehntausendmal schwerer als ich dachte. Sollte ich es in den nächsten Jahren einmal schaffen, aufzustehen, werde ich schon sehr glücklich sein. Am Abend schlafe ich nach einem reichlichen Mahl in der Hängematte auf der Veranda ein

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