Mittwoch, 22. Februar 2012

Karneval in Las Tablas und Pedasi

Den Karneval habe ich mir anders vorgestellt. Ich dachte an endlose Paraden hysterischer Wagen und wild Salsa tanzenden Menschenmassen. So wie man das halt aus der Zeitung oder dem Fernsehen kennt. In Panama geht es jedoch mehr um anspritzen. Mehrere Löschwagen stehen in einem von der Polizei abgesperrten Viertel und spritzen die feiernden Leute mit Wasser ab. Beinahe jeder hat eine Spritzpistole oder Kercher-artige Rucksäcke mit Pistole. Zur Not tut es auch ein Becher Eiswasser. Damit wird gnadenlos jeder nass gemacht, spätestens 5 Minuten nach dem Eintritt in die Karnevalszone ist man bis auf die Unterhosen durchnässt. Das klingt schrecklich, ist es aber nicht, da wir uns ja in den Tropen befinden und bei Temperaturen über 30 Grad freut man sich über jede Wasserspende. Ich zumindest. Ein wenig anstrengend wird es, wenn die geifernden Männer gezielt auf Schritt und Brüste der Frauen spritzen. Aber selbst das ist mir lieber als die gynäkologischen Untersuchungen, welche man als Donaufestivalbesucherin über sich ergehen lassen muss. Alles in allem habe ich noch nie so eine rücksichtsvolle, umsichtige Menschenmasse erlebt. Kein einziges Mal ist mir jemand auf die Füsse gestiegen oder hat mich angerempelt, selbst im ärgsten Gedränge nicht, sehr erstaunliche Erfahrung. Beim Karneval teilt sich Las Tablas in zwei Hälften, die eine gehört zur Calle Arriba, die andere zur Calle Abajo. Jede Seite hat ihre eigene Königin und diese, so wie auch die Karnevalswagen und die Musiker stehen in Konkurrenz zueinander. Man versucht sich durch mehr Glamour und Spass beim Feiern zu übertrumpfen. Der Wagen der einen Königin hatte ein ästhetisch sehr ansprechendes Azteken-Thema, der andere hat so etwas wie ein Piratenschiff dargestellt. Auf dem Aztekenwagen waren auch halbnackte Männer, das hat mich natürlich aus feministischen und anderen Gründen mehr angesprochen. Apropos Männer: in Las Tablas scheint es eine sehr große Gay-Community zu geben und die paar panamesischen Transen, die ich gesehen habe, waren atemberaubend. Leider habe ich keine Fotos gemacht, da ich Angst um meine Kamera hatte. Aber Fotos sind bei so Veranstaltungen ohnehin völlig sinnlos, da man nicht einmal einen Hauch der Atmosphäre erahnen kann. Gegen Abend fuhren wir dann zurück nach Pedasi, um dort die Karnevalsfeiern auch noch mitzubekommen und auch weil wir uns ein wenig vor der Nacht in Las Tablas gefürchtet haben. In Pedasi war alles naturgemäß entspannter und kleiner, dennoch kamen wir dort erst so richtig in Fahrt, könnte mit dem Zuckerrohrschnaps zusammenhängen, man weiss es nicht. Wir haben uns zu den Einheimischen hinter die Musikwagen gestellt und mehrere Runden wild mitgetanzt. Man glaubt gar nicht, wie sehr einen Blasmusik und Percussions in Ekstase versetzen können, wenn das Umfeld nur passt. Die Einheimischen haben sich, glaube ich, sehr gewundert aber auch gefreut, da wir die einzigen Gringos waren, die nicht nur an der Seite standen und gegafft sondern mitgetanzt haben. Und wenn sie sich geärgert haben, dann hatten sie am nächsten Tag wenigstens ein gutes Thema zum schimpfen. In Pedasi gab es außerdem auch Wägen mit kleinen Mädchen in folkloristischer Tracht, das war natürlich auch sehr liebreizend anzusehen, die Eltern haben ihnen sogar netterweise ihre ganze Mitgift in Form von Goldschmuck um den Hals gehängt. Dramatischer Höhepunkt des Abends war mein obligatorischer Sturz den Abhang hinunter, bei dem ich mir das Knie aufgeschlagen und einen meiner Flip Flops zerstört habe, den Momo dann heldenhaft mit Hilfe ihrer Zähne gerichtet hat. Heute hatte sie leider Bauchweh.

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