Samstag, 25. Februar 2012

Lazy Days

Trotz einer Durchschnittstemperatur von 30 Grad plus und einer genau so hohen Fahrgeschwindigkeit aufgrund der vielen Schlaglöcher, ist mir das Autofahren hier ein ungewohnter Genuss. Das liegt nicht nur an den schwer zu bekämpfenden Liebesgefühlen für Kai, der einen vom Babysitz aus abwechselnd schlägt und anlacht (der Trick hat schon immer bei allen funktioniert) sondern auch an der betörend schönen Landschaft. Wie erstarrte und verdorrte Wellen wandern die unzähligen, kleinen Hügel bis zum Horizont und türmen sich in der Ferne zu Miniaturgebirgen auf. Auf der anderen Seite liegt der pazifische Ozean. Immer wieder versteckt er sich frech hinter einem verdörrten Hügelchen und taucht hinter der nächsten Kurve umso eindrucksvoller auf, die Farbe changiert zwischen hellblau und einem dunklen stahlblau, je nach Tageslicht. Ich halte öfters nach Walen Ausschau obwohl gerade nicht Saison dafür ist aber man weiß ja nie was die Viecher Verrücktes treiben, in Zeiten des Klimwandels. Tropische Fische in allen vorstellbaren Farben und Formen hab ich hingegen schon zahlreich gesehen, heute habe ich mit Schwimmbrille in einem Korallenriff getaucht. Leider ohne Schnorchel, ich wünschte, ich hätte die Lunge meines Bruders. Im Wasser findet man außerdem allerlei Krebse und Krabben, lila Quallen, irgendwelche weißen, sehr ästhetisch aussehenden Reiher, überhaupt ist hier alles ständig voller Vögel, vor allem so riesige Adlergleiche, die überall kreisen, dann gibt es auch noch Stachelrochen, von denen die Surfer hier Schauergeschichten erzählen. Man müsse seinen Fuss in kochendes Wasser halten, um den Stachel herauszubekommen und habe das Gift 4 Jahre lang im Körper und so weiter und sofort. Habe schon wieder einen Skorpion getötet, diesmal war er doppelt so groß, er ist in Raphaelas Koffer gekrochen, es wird immer schauriger. Ja, übrigens, Raphaela ist auch endlich angekommen und ich hab ihr gleich das Meereshighlight (im leuchtenden Plankton schwimmen) gezeigt, sie hatte das auch noch nie zuvor gesehen. Ebbe und Flut sind hier so stark, dass man in der Früh riesige, zerbrochene Muscheln und Knochen finden kann. Die Knochen sind von Kühen behauptet Leaf, weil hier so viele gegessen werden, ich stelle mir aber lieber vor, es wären Haiknochen oder Seekühe. Wir haben davon eingesammelt, was wir tragen konnten und sie auf den Gartentisch gelegt und da werden sie wohl nun bis in alle Ewigkeit vor sich hingammeln, da wir dergleichen natürlich nicht mitnehmen können. Aber vielleicht ist ja noch Zeit, um einen dekorativen Zimmerbrunnen für Leaf und Irene zu bauen. Den Kai dann auf der Stelle zerstören kann. Das ist nämlich sein liebstes Hobby. Gegenstände fest auf den Boden schmeissen, Watschen verteilen, Schreien und Essen. Das österreichische Erbe kommt leider durch. Apropos Essen: unser netter Nachbar, ein Jusprofessor, hat nicht nur ein Haus mit fantastischer Terrasse mit Meeresblick sondern auch noch einen Steinofen, in dem man Pizza backen kann. Eine erhebende Erfahrung gleichzeitig beobachten zu können, wie der Pizzateig im Ofen auf- und die Sonne über dem Meer untergeht. Von diesen aufregenden Ereignissen abgesehen, waren die letzten Tage monoton aber würdevoll: essen - baden - essen - schlafen - baden - essen - schlafen. und das an unterschiedlichen Stränden der Umgebung mit wechselnder Szenerie: mal Sand, mal Steine, mal Aussicht auf Berge, mal Aussicht auf Inseln, mal mehr Kokosnusspalmen, mal eher Urwald, mal mehr Blumen, mal mehr Vögel, weisser Sand oder schwarzer Sand, weiche, grüne Kokosnuss gepflückt oder gelbe, harte. Alles Pittoreske dieser Welt beklemmend schön vereint.

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