Montag, 9. April 2012

Oaxaca

Faehrt man mit dem Bus von Mexico City nach Oaxaca, kommt man an den beiden Zwillingsvulkanen Popocatepetl und Iztaccihuatl vorbei. Ersterer ist mit 5.462 Metern zweithoechster Berg Mexikos und zweithoechster Vulkan Nordamerikas. Ich glaube, ich habe noch nie einen hoeheren Berg in Natura gesehen und da ich auch gar nicht wusste, was auf mich zukommt, war ich zutiefst beeindruckt. Der Popocatepetl ist noch aktiv und raucht, fast so wie man das aus Cartoons kennt, mit kleiner, weisser Wolke an der Spitze, der Iztaccihuatl ist inaktiv und man kann ihn auch besteigen, leider nur mit Klettererfahrung, sonst waere ich schon laengst oben. Dafuer bin ich mit dem Bus auf den hoechsten Berg der Sierra Norte gefahren, ein Gebirge in Oaxcaca, mit nebelverhangenen Nadelwaeldern, bayerisch aussehende Kuehen und windschiefen Holzhuetten, man waehnt sich beinahe in den Alpen, waeren die Gebirgsketten nicht so seltsam in die Laenge gezogen und wuerden nicht ueberall riesige Agaven und hin und wieder palmenartige Gebilde wachsen. Max, der Berliner Maler, den ich hier in Oaxaca besuche, hat mich auch in die Berge begleitet und wir haben uns einen Ausritt durch die Waelder gebucht, in der romantischen Vorstellung, wir wuerden auf zwei prachtvollen Rappen gen Sonnenuntergang galoppieren aber naturerlich handelte es sich bei den gemieteten Pferden um zwei Ponys mit Haltungsschaeden und Kindersaetteln, an der Leine gefuehrt von zwei maessig an uns interessierten, einheimischen Guides. Von den nicht geringen Schmerzen, die wir aufgrund der zu langen Steigbuegeln recht bald hatten, abgesehen, fing es auch noch zu regnen an und in den Bergen hier ist es echt kalt, auch wenn man sich eigentlich in den Tropen befindet. So war ich, vermutlich auch noch verstaerkt durch die Magenprobleme aufgrund des Essens am Vortag, zum ersten Mal wirklich krank und lag gestern den ganzen Tag auf meiner gemuetlichen Decke am Kachelboden im Fieberwahn. Abgesehen davon ist die Stadt Oaxaca (ausgeprochen Wachaka) wunderschoen, die Innenstadt besteht aus lauter bunt bemalten, einstoeckigen Kolonialbauten und das Wetter ist genau so, wie man sich Mexiko vorstellt: heiss und schwuel. Ueberall stehen Palmen, wuchern bluehende Buesche ueber zerfallene Mauern, Agavenblueten ragen meterhoch empor, bunte Papageien sitzen auf Tuerbrettern, egal, wo man hingeht, meistens kriegt man als erstes ein Glas Mezcal angeboten, der hier in der Gegend angebaut wird und unglaublich lecker schmeckt, von rauchig bis mild ist alles dabei. Die Spezialitaet der Stadt sind die sieben Moles, also Sossen, die mit Fleisch serviert werden, meine Lieblingsmole ist die Mole Negra, die unter anderem aus Gewuerzen, Schokolade und Chilis besteht. In der Stadt gibt es auch eine der schoensten Kirchen, die ich je gesehen habe, eine Barockkirche, deren gesamter Innenraum mit aufwendigen Stuckdekor verziert ist, der Name faellt mir leider gerade nicht ein, dabei wuerde ich sie sehr gerne mit einer meiner Lieblingskirchen in Rom vergleichen, deren Name mir auch nicht mehr einfaellt, dazu koennte ich hoechstens Fabian befragen, dem der Name aber garantiert auch nicht mehr einfallen wird. Wie auch immer, Oacxaca muss man gesehen haben, wenn man nach Mexiko kommt auch wenn die Osterfeierlichkeiten leider weit hinter meinen Erwartungen geblieben sind, niemand hat sich ausgepeitscht, es gab nur halbnackte Máenner mit lila Kapuzen, die grosse, nach Plastik aussehende Holzkreuze in einer stillen Prozession von Kirche zu Kirche geschleppt haben, mit spitzen Kapuzen verkleidete Katholiken, die mit Blumen und leidenden Heiligen geschmueckte Altaere trugen und Kinder in schlecht gemachten, bunten Apostelkostuemen und unzaehlige Bannertraeger mit Heiligenbildern darauf. Die Leute sind entspannter und offener als in Mexico City und generell ist es viel ungefaehrlicher, man kann sogar mit Taxis von der Strasse mitfahren! Ansonsten habe ich noch einen lustigen, alten Apachenfreund von Max kennengelernt, der staendig mit mir geschimpft hat, dass ich kein Spanisch kann. Die restlichen Bekanntschaften hier waren leider genau so von Komplexen zerfressene Machos wie in Mexico City. Habe ich schon erwaehnt, dass es in den Apotheken hier Unmengen an Potenzmitteln zu kaufen gibt? Da muss es einen kausalen Zusammenhang geben. Zumindest kann man sich hier aus sicherer Distanz an prachtvoll geschmueckten Maennerchoeren und Blaskapellen erfreuen, die folkloristische Weisen spielen. Ich habe mir sogar zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder eine CD (analog!!) gekauft, weil ich so begeistert und geruehrt war. So habe ich mir das vorgestellt! Und morgen besuche ich einen Freund von Freunden, Maumau genannt, der in einem Hotel in den Bergen wohnt und dort ein Gefaengnis baut. Ein Abenteuer jagt das naechste!

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